Sie fragen sich gerade, welche Schulbildung ich genossen habe?
Keine Sorge, Ihre Skepsis ist berechtigt. Aber es ist kein Widerspruch.
Nicht, wenn man das Prinzip von Sanpo Yoshi versteht.
Sanpo Yoshi ist eine 400 Jahre alte japanische Philosophie, die „dreifach gut“ bedeutet: gut für den Verkäufer, den Käufer und die Gesellschaft.
Klingt utopisch? Vielleicht. Aber es funktioniert.
Im modernen Stakeholder Value-Ansatz scheint der Shareholder auf den ersten Blick nur 1/3 zu bekommen. Doch dieses Drittel wird wertvoller, wenn man die gesamte Wertschöpfung betrachtet. Denn wenn sich ein Unternehmen um seine Mitarbeiter, Kunden und die Gemeinschaft kümmert, wird der langfristige Wert für den Shareholder weit größer als in einem System, das nur kurzfristige Gewinne für Aktionäre priorisiert.
1/3 ist also doch mehr als 2/3 – und das liegt dann nicht an schlechter Schulbildung, sondern an einem ganzheitlichen Ansatz, der allen dient und damit allen nützt.
„Ja, vor 400 Jahren hat das funktioniert, aber heutzutage gilt immer noch ‚Greed is good‘!“ Dieses Mantra ist in der Tat in vielen Unternehmen nach wie vor fest verankert.
Doch interessanterweise spiegelt sich das alte Prinzip des Sanpo Yoshi im aktuellen Corporate Governance Code (2022) von Japan wider, wo es nicht nur wieder auftaucht, sondern sogar weiterentwickelt wurde.
Der Code öffnet sich den globalen Forderungen nach mehr Shareholder Value und erhöhter Transparenz, aber er bewahrt gleichzeitig zentrale Elemente des Sanpo Yoshi-Prinzips.
Auf den ersten Blick scheint der Code die Interessen der Aktionäre stärker zu betonen. Doch er verliert nicht die breitere gesellschaftliche Verantwortung aus den Augen.
So gelingt dem Code ein bemerkenswerter Balanceakt: Er öffnet sich den globalen Forderungen nach mehr Shareholder Value, bleibt aber den Kernideen des Sanpo Yoshi treu – dass wahre Geschäftserfolge allen Beteiligten zugutekommen müssen.
Diese Evolution zeigt, wie anpassungsfähig und zeitlos das Prinzip des dreifachen Gewinns ist. Sanpo Yoshi bietet einen Weg, wirtschaftlichen Erfolg mit gesellschaftlicher Verantwortung zu vereinen, ohne dabei die Interessen der Aktionäre zu vernachlässigen.
Die Frage ist nur: Sind wir bereit, diese alte Weisheit neu zu entdecken und sie in unsere moderne Wirtschaft zu übersetzen?
Können wir den Mut aufbringen, kurzfristige Gier gegen langfristigen, nachhaltigen Erfolg einzutauschen?
Sanpo Yoshi zeigt uns: Es ist möglich.
Und vielleicht ist es genau das, was unsere Wirtschaft jetzt braucht.