Ups, sie haben es schon wieder getan

Während deutsche Unternehmen ihre Mitarbeiter entlassen und Japans verlorene Dekaden sich zu einem halben Jahrhundert summieren, drehen die Amerikaner auf.

Das zeigen nicht nur die Tesla-Aktie oder ChatGPT. Eine Auswertung des Flossbach von Storch Research Institute offenbart die ganze Dramatik: Die USA haben ihre Wirtschaftsleistung seit 1994 fast verdoppelt. Deutschland und Japan? Dümpeln vor sich hin.

Klingt erstmal langweilig? Ist es nicht. Denn hier passiert gerade etwas, das unsere komplette wirtschaftspolitische DNA in Frage stellt – und uns möglicherweise Japans Schicksal beschert.

Kleine Zeitreise: In den 80ern kauften japanische Investoren noch halb Manhattan. Das Erfolgsrezept „Japan Inc.“ galt als unschlagbar.

Heute? Kämpft das Land mit Deflation, schrumpfender Bevölkerung und zombie-artigen Großkonzernen, die nur überleben, weil die Zinsen seit Jahrzehnten bei null liegen.

Deutschland 2024 fühlt sich erschreckend japanisch an: Die Reallöhne sinken. Check. Die Demografie ist im Keller. Check. Traditionsfirmen wie BASF oder Volkswagen wirken zunehmend orientierungslos. Check.

Und während im Silicon Valley munter die nächste KI-Revolution ausgerufen wird, diskutieren wir über Vorratsdatenspeicherung und Faxgeräte in Gesundheitsämtern.

Die bittere Wahrheit: Deutschland wiederholt gerade Japans Fehler der 90er Jahre. Wir klammern uns an alte Industrien, scheuen radikale Innovation und hoffen, dass es schon irgendwie weitergehen wird.

Jetzt rächt sich, was Ökonomen seit Jahren kritisieren: Deutschland und Japan wetten auf die falschen Pferde. Auf Diesel statt E-Autos. Auf Hardware statt Software. Auf Exportüberschüsse statt Binnenkonsum.

Die USA? Machen einfach. Klar, oft chaotisch. Manchmal auf Pump. Nicht selten mit hohen sozialen Kosten. Aber sie machen. Während in deutschen Amtsstuben und japanischen Konzernetagen noch konsensual Bedenken gewälzt werden, hat das nächste Start-up in Kalifornien schon eine Branche umgekrempelt.

Das Verrückte daran? Wir haben in Japan gesehen, wie diese Geschichte endet. Trotzdem klammern wir uns an alte Erfolgsrezepte. An den Exportweltmeister-Titel von vorgestern. An die Illusion, man könne die digitale Revolution aussitzen.

Die Daten von Flossbach von Storch sind mehr als eine Statistik. Sie sind ein echte Warnung: Wollen wir das Schicksal Japans teilen? Oder lernen wir endlich die amerikanische Lektion?

P.S.: Während ich diesen Text schrieb, hat Apple vermutlich gerade wieder so viel verdient wie die gesamte deutsche und japanische Autoindustrie zusammen in einem Quartal. Nur so zum Nachdenken.

Ideen für
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Michael Okada

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