Entschuldigen Sie sich. 20 Mal!

Wussten Sie, dass es in Japan mindestens 20 verschiedene Arten gibt, sich zu entschuldigen, aber keinen Weg, eine zu erzwingen?

Weil eine echte Entschuldigung freiwillig ist.
Ein Geschenk.
Keine Forderung.

Hier? Das Gegenteil.

Kürzlich forderte ein Staatsoberhaupt eine Entschuldigung und beendete das Treffen abrupt, als sie verweigert wurde.
Keine Diplomatie.
Kein Verständnis.
Nur Machtdemonstration.

In westlichen Breitengraden kann eine Entschuldigung kann gefährlich sein.
Ein Schuldeingeständnis.
Ein Rechtsrisiko.
Eine soziale Brandmarkung.

Entschuldigungen sind längst kein Zeichen der Einsicht mehr.
Sie sind Machtinstrumente – von Regierungspalästen bis in Ihre Besprechungsräume.

Doch eine echte Entschuldigung? Die ist selten.
Weil wir sie mit Verlieren gleichsetzen.
In einer Kultur, die Selbstverwirklichung über Gemeinschaft stellt, wird Verletzlichkeit zur Bedrohung.

Japan zeigt einen anderen Weg.
Dort ist Entschuldigung kein taktisches Zugeständnis, sondern soziales Schmiermittel.

Beziehungspflege. Harmonieförderung.
Ein Akt des Respekts, nicht der Unterwerfung.

Es gibt ein ganzes Spektrum – vom beiläufigen ’sumimasen‘ bis zum tiefempfundenen ‚moushiwake gozaimasen‘, begleitet von einer Verbeugung, die mehr sagt als jedes Wort.

Zwanzig verschiedene Schattierungen der Reue.
Diese 20 Formen überfordern meine Japanisch-Kenntnisse bei weitem.
Aber ihre Existenz allein spricht Bände.

Dort bedeutet eine Entschuldigung:
Harmonie bewahren. Schaden heilen, bevor er eskaliert.

Natürlich gibt es auch in Japan gesellschaftliche Erwartungen. Doch dort dient eine Entschuldigung der Versöhnung – und genau dieser Kontrast sollte uns nachdenklich machen.

In unseren Führungsetagen, Meetingräumen und zu Hause kämpfen wir mit dem Ego.

In Japan? Sie setzen auf Harmonie, nicht auf Ego. Vielleicht liegt darin die eigentliche Stärke.

Was könnten wir davon lernen?
Vielleicht mehr, als wir zugeben wollen.

Vielleicht müssen wir neu definieren, was Stärke ist.
Stärke zeigt sich nicht darin, dass wir nie nachgeben. Sie zeigt sich darin, dass wir wissen, wann es an der Zeit ist, es zu tun.

Eine Entschuldigung ist nie eine Niederlage.
Sie ist ein Neuanfang.

Was persönlich gilt, wird gesellschaftlich noch wichtiger – und paradoxerweise auch schwieriger.

Es geht um das größere Ganze.
Um Gemeinschaft.
Um das Wiedereinweben gerissener sozialer Fäden.

Welche Kultur wollen wir?
Eine der erzwungenen Unterwerfung oder eine des gegenseitigen Respekts? Bauen wir Brücken – oder suchen wir nur nach Wegen, unsere Macht zu zeigen?

Die Entscheidung liegt bei jedem Einzelnen von uns.

Ideen für
eine bessere
Zukunft

Michael Okada

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